
BdB-Jahrestagung 2025
Droht die Abrissbirne? Qualität braucht leistungsgerechte Bezahlung! Diesem Motto stellt sich der BdB vom 8. bis 10. Mai auf seiner Jahrestagung im Kongresshotel Potsdam am Templiner See.
380 Teilnehmer kamen in diesem Jahr zur Jahrestagung. Einige nahmen an der Stadtrundfahrt durch Potsdam teil. Wir haben Impressionen vom Anreise- und Eröffnungstag in einem Video zusammengefasst.
Rund 30 neue Mitglieder wurden vom BdB-Geschäftsführer Dr. Harald Freter auf einer Präsentationsveranstaltung begrüßt. Unter ihnen auch Sebastian Steiner aus Frankfurt Oder, der seit 2023 als Berufsbetreuer tätig und nun Mitglied im Verband geworden ist. Im Video kommt er genauso zu Wort wie Renate Faust, die schon an vielen Jahrestagungen teilgenommen hat und auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit ihrer sehr engagierten Landesgruppe aus Nordrhein-Westfalen dabei ist.
Impressionen vom ersten Tag der Jahrestagung
Herzstück jedes Tagungsprogramms sind die Arbeitsgruppen am zweiten Tag und vor der Delegiertenversammlung. In diesem Jahr ging es in den zwölf Schwerpunkten beispielsweise um das Rentenrecht in der Betreuertätigkeit, das Handlungskonzept "Unterstützte Entscheidungsfindung", die Voraussetzungen einer Zwangsbehandlung und um Ableismus - Diskriminierung im Betreuungskontext erkennen und abbauen.
Anne Gersdorff und Karina Sturm bestärkten die Teilnehmer*innen in ihrem dreistündigen Workshop unbewusst ableistisches Verhalten zu hinterfragen und Klient*innen in ihrer Selbstbestimmung zu unterstützen. „Nur gemeinsam können wir Ableismus stoppen“ betonten die Referentinnen. In der Arbeitsgruppe zur "Unterstützten Entscheidungsfindung" (UEF) stellten die Referent*innen zunächst die geschichtliche Entwicklung und rechtliche Einordnung der UEF vor. Anschließend wurden die Möglichkeiten zur Anwendung anhand eines Fallbeispiels in Arbeitsgruppen diskutiert und dann im Plenum umfassend bearbeitet. "Die Teilnehmer nahmen nach eigenen Aussagen viele neue Blickwinkel auf und Möglichkeiten für die UEF mit. Sie bestätigten durchweg, dass es sich gelohnt hat an dieser Arbeitsgruppe teilzunehmen", betonte Referent Peter Berger.
Bewusster Umgang mit KI-gestützten Sprachmodellen
BdB-Grundsatzreferent Dirk Brakenhoff und Kajetan Kubik aus dem Landesgruppenvorstand Nordrhein-Westfalen präsentierten in ihrer Arbeitsgruppe das Thema Künstliche Intelligenz und stellten die Chancen für Berufsbetreuer*innen vor. Der Vortrag inspirierte die Teilnehmer*innen zu Fragen und einer regen Diskussion.
In der AG zu den Voraussetzungen einer Zwangsbehandlung – Das BVerfG-Urteil und seine Folgen hatten Verbandsjuristin Katharina Rinne, Dr. med Sabine Bendix (u.a. Leitende Oberärztin des Departments für Seelische Gesundheit am Vivantes Humboldt-Klinikum in Berlin-Reinickendorf) und der stellvertretende BdB-Vorsitzende Fred Rehberg, der in Berlin als Berufsbetreuer tätig ist, in das Thema eingeführt und die sowohl juristischen, als auch medizinischen und betreuungsalltäglichen Aspekte beleuchtet. In der anschließenden Diskussion zeigte sich dann schnell, dass mit der gesetzlichen Regulierung einer stationsäquivalenten Zwangsbehandlung viele offene Fragen einhergehen werden, auf die der Gesetzgeber eine Antwort finden muss.
- Wird zwischen somatischen und psychischen Krankheitsbildern zu unterscheiden sein?
- Wonach lässt sich beurteilen, ob die Belastungen, die mit der Verbringung in eine stationäre Aufnahme verbunden sind, den Belastungen durch Durchführung der medizinischen Behandlung in der Einrichtung überwiegen?
- Werden Handlungsempfehlungen entwickelt werden können? u.v.m.
In einem waren sich die Teilnehmer*innen am Ende einig: um der verantwortungsvollen Aufgabe bei medizinischen Zwangsbehandlungen gerecht zu werden, bedarf es insbesondere Zeit. Auch und gerade Zeit für die betroffenen Klient*innen im Vorfeld, um Zwang vermeidende Settings zu entwickeln und zu erreichen.
Impressionen vom zweiten Tag der Jahrestagung und von der Delegiertenversammlung
Am Nachmittag hatten die Delegierten das Wort. In diesem Jahr wählten sie einen neuen Vorstand.
Der 1. Vorsitzende Thorsten Becker stellte sich nicht nochmal zur Wahl. In seiner letzten Rede als BdB-Vorsitzender ging er auf die großen Themenfelder der politischen Arbeit ein, an denen er im vergangenen Jahr mitgewirkt hatte. Dazu gehörten u.a.:
der Einsatz für die Vergütungsreform
"Wir wollen die Vokabel nachhaltig mit Leben füllen. Das bedeutet für uns eine dauerhaft tragfähige Lösung mit einer Dynamisierung der Vergütung. Wir werden demnächst an die neue Bundesjustizministerin und die zuständigen Berichterstatter*innen der Bundestagsfraktionen herantreten. Unsere Botschaft: Wir begleiten den Reformprozess konstruktiv und bringen die fachliche Expertise der Berufsbetreuer*innen aktiv ein!"
die Weiterentwicklung der Qualität
"Wir haben wichtige Schritte im Rahmen unseres Qualitätskonzepts gemacht. Unser großes Ziel ist ein Qualitätsmanagement-Handbuch für die berufliche Praxis. Hieran arbeiten wir derzeit sehr intensiv."
die Vorbereitungen für eine Strukturreform des BdB
"Wir wollen Strukturen und Prozesse verschlanken, das Ehrenamt entlasten, die Schlagkraft des Verbandes erhöhen."
Thorsten Becker mit Standing Ovations verabschiedet
Leitantrag verabschiedet
Die Delegiertenversammlung verabschiedete letztlich den gemeinsamen Leitantrag von Länderrat und Vorstand. Der BdB fordert darin, dass das Betreuungssystem endlich mit genügend Geld ausgestattet wird. Darüber hinaus verfolgt der BdB auch weitergehende Ziele, die die fachliche Weiterentwicklung des Berufs vorantreiben und ist entschlossen, die angestoßenen Entwicklungen im Jahr 2025 mit Nachdruck voranzutreiben – im Einklang mit den Zielen, die bereits im Leitantrag 2024 verankert waren.
Die Delegiertenversammlung verabschiedete zudem einen Antrag zur Berufsethik. Dieser definiert die moralischen Eckpfeiler für die Ausübung des Berufs und bietet eine Grundlage für die kritische Reflexion der beruflichen Praxis, ihrer fachlichen Grundlagen und der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Zudem wurde ein Antrag zum Konzept Unterstützte Entscheidungsfindung verabschiedet, mit dem der Verband die fachlichen Grundlagen und Eckpunkte für die Umsetzung der Unterstützten Entscheidungsfindung im Rahmen der rechtlichen Betreuung beschreibt.
Alle Anträge wurden mit großer Mehrheit von den Delegierten angenommen.

Am späten Abend wählten die Delegierten ihren neuen Vorstand. Zur neuen Vorsitzenden des Verbandes wurde Hülya Özkan gewählt. Zu ihren Stellvertretenden Vorsitzenden wählten die Delegierten Christian Morgner und Fred Rehberg. Özkan und Morgner waren zuvor Sprecher in ihren jeweiligen Landesgruppen Nordrhein-Westfalen und Bremen. Fred Rehberg gehörte dem bisherigen Vorstand bereits als Beisitzer an.
Finanzverantwortliche bleibt Anja Pfeifer. Die neuen Beisitzer sind Jana Haupt, Dominic Bauer und Kai Baldringer-Avagliano, die aus den Landesvorständen Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Berlin in den Bundesvorstand gewählt wurden.
Auch die Kooperationspartner des BdB prägten die Jahrestagung und präsentierten ihre Angebote

Erste Podiumsdiskussion mit neuer BdB-Vorsitzenden
Die Jahrestagung endete am Samstag mit vier Foren und einer politischen Podiumsdiskussion. Dabei standen nochmal die Themen Vergütung, Betreuungsreform, Zusammenspiel rechtlicher Betreuer*innen und Sozialer Arbeit und Zwangsbehandlungen im Fokus. Die neue BdB-Vorsitzende Hülya Özkan diskutierte im Forum A mit Fachexperten und der Vertreterin aus dem Bundesjustizministerium sowie anschließend mit Politikern der Bundestagsfraktionen und Moderatorin Anne Heitmann.